Stadtbibliothek Mittweida »Erich Loest«

Das Dresdner Architekturbüro Raum und Bau hat mit der Stadtbibliothek „Erich Loest“ in Mittweida ein Vorzeigeprojekt für den Erhalt und den behutsamen Umbau historischer Bausubstanz geschaffen. Auf über 2.000 qm bietet die Bibliothek der Kleinstadt nun neben 30.000 Medien im Lesesaal auch Räume für Veranstaltungen, Ausstellungen und ein Lesecafé.

Das Gebäude, dessen Ursprünge bis in das Jahr 1860 zurückreichen, erfuhr zahlreiche Umbauten und Nutzungsänderungen als Gaststätte und Hotel „Stadt Chemnitz“ mit Konzert- und Ballsaal sowie zuletzt als Kino. Seit 1993 stand das Gebäude leer und verfiel zusehends, bis es 2013 von der Stadt Mittweida erworben wurde, um es einer neuen Nutzung zuzuführen. Dazu wurde ein offener Architekturwettbewerb ausgelobt mit der Aufgabe, die denkmalgeschützte Substanz des ehemaligen Hotels zu respektieren und gleichzeitig ein modernes, funktionales Bibliothekkonzept zu ermöglichen. Der Siegerentwurf von Raum und Bau überzeugte die Jury durch die geschickte Integration von neuen und alten Elementen, die das historische Flair des Gebäudes erhalten, obwohl letztlich nur wenig von der Bausubstanz wiederverwendet werden konnte.

Das Gebäude liegt zentral am Technikumplatz, einem wichtigen Knotenpunkt im Stadtbild, und übernimmt eine prägende Rolle im öffentlichen Raum. Die sanierte Bibliothek ist ein wichtiger Bestandteil der städtebaulichen Entwicklung von Mittweida: Sie trägt zur Aufwertung des Ortszentrums bei und schafft durch ihre offene Gestaltung und den großzügigen, einladenden Eingangsbereich einen neuen kulturellen Treffpunkt für die Bürger.

Weder die Fassaden noch das Mansarddach konnten erhalten werden. Gestalterisch prägend ist heute eine neue Dachform mit großflächigen, geschossübergreifenden Glasöffnungen, die eine optimale Tageslichtversorgung des zentralen Lesesaals schaffen. Wo immer möglich, wurden bei der Sanierung originale Bestandsmaterialien wie Ziegel, Holzbalken und Natursteine erhalten, aufgearbeitet und in das neue Raumkonzept integriert. Das Treppenhaus konnte in seiner ursprünglichen Form wiederhergestellt werden, während zahlreiche Baudetails wie alte Tür- und Fensterrahmen, Teile der Holzvertäfelung und dekorative Elemente an anderer Stelle im sanierten Gebäude einen neuen Platz fanden. Diese gezielte Wiederverwendung reduzierte nicht nur den Ressourcenverbrauch, sondern trug auch wesentlich zum Erhalt des Gebäudecharakters bei.

Bei der gebäudetechnischen Ausstattung wurde besonderer Wert auf ästhetisch zurückhaltende Elemente gelegt. Ein Großteil der Technik ist unter einer offenen Dreiecksrasterdecke verborgen: Sie erfüllt akustische Funktionen und ermöglichte die verdeckte Installation von Lüftungsanlagen, Leitungen und Brandmeldeanlagen. Für Schalter und Steckdosen wurde das schlichte Programm LS 990 von JUNG in Schwarz verwendet. Die klaren Linien und das reduzierte Design fügen sich zurückhaltend in das Gestaltungskonzept ein. Das Lichtkonzept kombiniert gekonnt Tages- und Kunstlicht. Eine intelligente Lichtsteuerung ermöglicht sowohl eine zonierte Beleuchtung für Arbeits- und Leseplätze als auch atmosphärische Akzente im Veranstaltungsbereich.

Die Sanierung der Stadtbibliothek Mittweida „Erich Loest“ war ein wichtiger Schritt für die Stadt. Das Gebäude schafft einen neue kulturelle Mitte, es stärkt die lokale Infrastruktur und trägt zur Weiterentwicklung des Stadtbildes bei.